LEHRSCHWIMMBECKEN AEGIDIENBERG Betriebsausschuss empfiehlt den Neubau eines Hallenbades an der Theodor-Weinz-Grundschule.

Administrator (admin) on 31.01.2019

Schwimmunterricht im gesamten Siebengebirge ist gefährdet - Abriss unvermeidbar

LEHRSCHWIMMBECKEN AEGIDIENBERG Betriebsausschuss empfiehlt den Neubau eines Hallenbades an der

Theodor-Weinz-Grundschule. Schwimmunterricht im gesamten Siebengebirge ist gefährdet

Abriss unvermeidbar

 

Von Claudia Sülzen

AegIdienberg. Wiedervorlage im Haupt- und Finanzausschuss und im Stadtrat: Zwar votierte der Betriebsausschuss der Stadt Bad Honnef am Dienstag dafür, das marode Lehrschwimmbecken in Aegidienberg abzureißen und dort neu zu bauen. Zu einer Empfehlung, dass bei dem Neubau zugleich eine Verlängerung des Schwimmbeckens von jetzt 16,8 auf 25 Meter vorgesehen wird – wie von der Verwaltung in der Beschlussvorlage präferiert – , mochte sich das Gremium trotz allgemein erkennbarer Zustimmung nicht durchringen. Klar ist: An einem Abriss des alten Bades führt kein Weg vorbei. Und damit gehört der Schwimmunterricht in Aegidienberg wohl für mindestens zwei Jahre der Vergangenheit an.

Diesen Schluss ließen die Ausführungen der Gutachter in der Ausschusssitzung zu. Nach ihrer Expertise wäre eine Sanierung genauso teuer wie ein Neubau. Dabei gab es erst mal eine Lehrstunde in Fachterminologie. Karbonatisierungstiefe, Chloridkorrosion von Stahl in Beton, Druckfestigkeit: Anhand verschiedener Parameter verdeutlichte Markus Robeck vom Ingenieurbüro für Bauwesen Schmidt GmbH, wie es um die Standfestigkeit des kleinen Hallenbades, genauer des Beckens, bestellt ist. Den Schluss nahm er vorweg: „Rechnerisch kann eine Standfestigkeit nicht mehr nachgewiesen werden.“ Die Gründe sind vielfältig, lassen sich aber auf einen Nenner bringen: Die gesamte Konstruktion ist durch Korrosion geschwächt. Das ergab eine genauere Analyse des Betons samt der Stahlbewehrung im Inneren.

Dass es um das Bad nicht gut bestellt ist, hatte sich übrigens schon 2016 gezeigt. Ein Gutachten hatte damals nachgewiesen, dass der bauliche Zustand vom Dach bis zu den Fundamenten schlecht ist. Nun wurde auch der Beton genau analysiert, was eigentlich schon 2016 in Rede gestanden hatte. „Das Ergebnis zeigt, dass die Standsicherheit der untersuchten Bauteile in Teilbereichen nicht mehr gegeben ist. Ist die Standsicherheit in Teilbereichen nicht mehr gegeben, kann die Standsicherheit der gesamten Beckenanlage nicht mehr gewährleistet werden“, so Robeck. Ergo: Das Bad musste sofort gesperrt werden. Eine Absage erteilte der Statiker an die Idee, das Becken mit einer Unterkonstruktion zu stabilisieren. Die engen Technikräume im Keller böten dafür nicht genug Platz, schon wegen der Arbeitssicherheit sei das nicht möglich.

Quo vadis, Lehrschwimmbecken? Dieser Frage gingen Gerhard Willert und Dirk Neugebauer vom Ingenieurbüro für Wassertechnik (IWT) im Auftrag der Stadt nach. Geprüft wurden Sanierung, Neubau mit drei 16-Meter-Bahnen sowie Neubau mit drei 25-Meter-Bahnen. Für letztere Variante sprach sich die Verwaltung aus. Sanierung und „kleiner“ Neubau lägen mit rund drei Millionen Euro Kosten fast gleichauf, ein Neubau mit 25-Meter-Becken bei rund 3,5 Millionen Euro, so die Experten. Für beide Neubauten gelte: Sie böten gegenüber der Sanierung viele Vorteile wie Zentralisierung der Technik, zeitgemäße Nebenräume wie Umkleiden, Duschen und mehr. Neugebauer: „Eine Sanierung wäre reine Liebhaberei, und es gibt hier ja keinen Denkmalschutz.“ Und zur Kostendifferenz von einer halben Million Euro zwischen kleinem und wettkampftauglichem, größerem Becken: „Sie bekommen 50 Prozent mehr Wasserfläche bei Mehrkosten von lediglich 17 Prozent.“

Alles schlagende Argumente. Gleichwohl entspann sich im Ausschuss eine Diskussion, wie vorzugehen sei – mit mehreren, teils verwirrenden Anträgen, die bei anwesenden Vereinsvertretern erkennbar die Befürchtung aufkommen ließen, der Ausschuss könnte am Ende ein klares Signal komplett schuldig bleiben.

Manfred Rauw (FWG) hätte gerne alternativ einen Standort im Tal geprüft. Christian Kunze (CDU) wollte Prüfung inklusive möglicher Reaktivierung des – im Privateigentum befindlichen und längst umgebauten – Ex-Hallenbades an der Endhaltestelle der Linie 66. Tobias Karsten (SPD) regte an, über die 25-Meter-Bahn hinaus auch eine größere Wassertiefe zwecks besserer Ausbildungseignung ins Kalkül zu nehmen, was laut Gutachter aber Mehrkosten in Millionenhöhe mit sich brächte. Alle Anträge wurden mit wechselseitigen Mehrheiten abgelehnt.

Bürgermeister Otto Neuhof brach eine Lanze für den Verwaltungsvorschlag: „Die Sache ist jetzt eskaliert, das konnten wir nicht gebrauchen. Aber wenn wir keinen Ersatz schaffen, muss sich jeder fragen lassen, wie man das verantworten kann. Natürlich braucht es sorgfältige Abwägung, auch finanziell.“ Lucia Olbrück (SPD): „Es geht nicht um Luxus, sondern um unsere Verpflichtung.“ Ausschussvorsitzender Klaus Wegner (Grüne) sah keine Alternative zur 25-Meter-Bahn: „Jede weitere Prüfung bedeutet Zeitverzug, den wir uns nicht leisten können.“ Am Ende votierte man auf CDU-Antrag für Abriss und Neubau, wegen Finanzierungsvorbehalt aber ohne Größenfestlegung – ein knappes Mehrheitsvotum, mit dem es nun in Hauptausschuss und Rat geht.

 

Quelle: General-Anzeiger-Bonn vom 31.01.2019

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