Altpächter ausgebootet

AM DRÜCKER - KUMPANEI AM RHEIN

Altpächter ausgebootet

Einem langjährigen Pächter wurde in Bad Honnef (NRW) das Revier nicht wiedergegeben. Stattdessen gingen Pirschbezirke an "Bekannte". Spielte die Rehstrecke dabei eine Rolle?

In Bad Honnef (NRW) wurden 2024, die städtischen Jagdreviere nicht neu verpachtet, sondern stattdessen neun Pirschbezirke vergeben. Diese laufen auf ein Jahr, und die neuen Pirschbezirksinhaber müssen einen Rehwildabschuss erfüllen, der etwa das Doppelte des bisherigen beträgt. Die Auswahl der Bewerber wurde vorab genau geregelt: Zahlreiche Interessenten mussten eine schriftliche Bewerbung abgeben und sich einer Befragung stellen.

Der (ortsansässige) bisherige Pächter hatte sich ebenfalls beworben, war aber abgelehnt worden. Darauf wollte er wissen, was gegen ihn spricht, da ihm Jungjäger ohne jagdlichen Erfahrungsnachweis vorgezogen wurden. Einer davon musste sich nach eigener Aussage sogar erst eine Jagdwaffe anschaffen. Die Stadt lehnte aber das Ersuchen auf Akteneinsicht ab und verwies den Petenten auf den Rechtsweg. Transparenz offensichtlich unerwünscht!

VERDÄCHTIGE VERGABE

Diesen Weg schlug der erfolglose Grünrock auch ein. Das Verwaltungsgericht Köln entschied für den Kläger und verdonnerte die Stadt am Rhein dazu, auch die Kosten des Verfahrens zu tragen. Die Akten ermöglichten "interessante" Einsichten, hatte man doch in drei Fällen das zuvor festgelegte Auswahlverfahren nicht eingehalten, weil man die Bewerber aus der Bejagung städtischer Flächen her kannte. Die Zusammenarbeit sei hervorragend gewesen, das Betragen und die jagdlichen Fähigkeiten ebenfalls gut. So oder so ähnlich wurde die freihändige Vergabe begründet.
In einem Fall handelte es sich auch noch um Unternehmer, mit denen die Stadt im Forst- und Jagdbereich kommerziell zusammenarbeitet. Diese Nichtbeachtung des eigenen Verfahrens in drel Fällen hatte intern zu einer dienstlichen Ermahnung geführt. In Zukunft sei der Verfahrensweg korrekt einzuhalten. Eine Begründung für die Bewertungen der Bewerber bei der Auswahl war in den Akten nicht zu finden.

Jetzt weiß der langjährige frühere Pächter zumindest, dass er bei der Frage nach dem "waldorientierten Jagdbewusstsein" 0 von 10 möglichen Punkten erhalten hatte und die von ihm gemeldeten Rehabschüsse in seinem früheren Revier in Frage gestellt wurden. Er ist jetzt also klüger, allerdings weiterhin ohne Jagdgelegenheit im heimischen Wald.

Quelle: DJZ 2 / 2025 - Autor: Frank Schröder


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Altpächter ausgebootet

Einem langjährigen Pächter wurde in Bad Honnef (NRW) das Revier nicht wiedergegeben. Stattdessen gingen Pirschbezirke an "Bekannte".