Ärger über gestrichene Leistungen
Ärger über gestrichene Leistungen
„Wirtschaftliche Gründe“: Die Postbank stellt in Thomasberg und Aegidienberg ihre Finanzdienstleistungen ein
Von Hansjürgen Melzer
KÖNIGSWINTER. | Seit einigen Wochen hat Heino Lantermann seine Kunden mit Handzetteln darüber informiert, dass sie seit dem 1. Dezember im Thomasberger Lädchen kein Geld mehr abholen können. „Gerade viele ältere Kunden waren am Boden zerstört“, sagt der Mann, der den Laden mit seiner Frau Marlies führt. Ab sofort werden an der Siebengebirgsstraße nur noch Postdienst- und keine Finanzdienstleistungen der Postbank mehr angeboten. Ein Postbank-Sprecher führt „wirtschaftliche Gründe“ für die Service-Aufgabe an.
Vor einem Jahr hatte die Post als Vertragspartner diesen Teil der Vereinbarung nach fast zehn Jahren gekündigt. In einigen Hundert Filialen werde der Bank-Service abgebaut, hat Lantermann erfahren. Seit dem 24. November gibt es auch in der Postfiliale Foto-Lotto-Reisen Welter in Aegidienberg kein Geld mehr. Auch in Königswinter-Altstadt oder in Oberdollendorf gehen die Kunden seit einiger Zeit leer aus.
Gerade in Thomasberg gebe es sehr viele ältere Kunden, die am Monatsersten ihre Rente bei ihm abgeholt oder auch ihre Überweisungen abgegeben hätten, sagt Lantermann. „Die kamen zum Teil mit dem Rollator oder im Rollstuhl.“
Zwischen 200 und 400 mal pro Monat wären die Finanzdienstleistungen in ihrer Filiale in Anspruch genommen worden. Verglichen mit rund 4000 Postdienstleistungen im gleichen Zeitraum sei das wenig, aber die „wirtschaftlichen Gründe“, die die Postbank anführen würde, könne er trotzdem nicht nachvollziehen.
In den vergangenen fast zehn Jahren habe man die Zahl der Kunden und Umsätze fast verdoppeln können. Für seinen Laden sei die Teil-Kündigung ein Rückschlag, weil die Finanzdienstleistungen natürlich ein wirtschaftlicher Faktor gewesen seien, berichtete er. Einer 450-Euro-Kraft müsse man daher voraussichtlich im kommenden Jahr kündigen. Postbank-Sprecher Oliver Rittmaier bestätigte, dass die Finanzdienstleistungen in Thomasberg nicht mehr angeboten werden, die Postdienstleistungen aber unverändert erhalten bleiben. Außerdem würde die Postfiliale Foto-Lotto-Reisen Welter in Aegidienberg seit dem 24. November keine Bankdienstleistungen mehr anbieten. Die Postdienstleistungen blieben aber auch dort unverändert erhalten.
Nicht auf dem aktuellen Stand ist die Presseabteilung des Unternehmens allerdings in einem anderen Fall: Die Partner-Filiale im Fashion Store in der Königswinterer Altstadt schließt nicht erst am 24. Dezember 2021. Sie hat bereits vor einem Jahr geschlossen. Seitdem werden Postdienstleitungen – aber auch keine Finanzdienstleistungen mehr – ein paar Häuser weiter in einem Computer-Laden angeboten.
„Die unter anderem durch die Digitalisierung ausgelöste Veränderung im Kundenverhalten führt dazu, dass Postbank und Deutsche Post regelmäßig ihr Filialnetz in Bezug auf Kundenverkehr, Produktnutzung und auch Kosten überprüfen. Diese Prüfung führt in manchen Fällen zum Ergebnis, dass in einer bestimmten Partner-Filiale der Deutschen Post oder an einem bestimmten Standort Bankdienstleistungen nicht mehr wirtschaftlich angeboten werden können. Auch bei der Partner-Filiale in der Siebengebirgsstraße in Königswinter war dies der Fall“, so der Sprecher.
Die nächstgelegenen Partner-Filialen der Deutschen Post mit demselben Angebot an Bankdienstleistungen wie bisher in Thomasberg würden die Kunden beim Rewe-Markt in Oberpleis an der Dollendorfer Straße und in der „Vielfalt“ in Stieldorf, Oelinghovener Straße, finden. Allerdings gibt es in Oberpleis seit einigen Wochen auch keinen Postbank-Geldautomaten mehr, sodass die Kunden nur zu den Öffnungszeiten der Filiale Geld holen können.
Fest steht, dass es in Königswinter jetzt keine einzige Post-Filiale mit Finanzdienstleistungen mehr gibt. „Für unsere Filiale in der Bahnhofstraße in Bad Honnef sind derzeit keine Veränderungen geplant“, so der Postbank-Sprecher. Heino Lantermann sieht für die Zukunft jedenfalls ziemlich schwarz. Durch die steigende Zahl der DHL-Paketshops und Online-Frankierungen sei auch das Geschäft mit den Postdienstleistungen gefährdet, findet er. „Die kleinen Post-Filialen, die jahrelang die Fahne hochgehalten haben, werden nach und nach aussterben“, befürchtet Lantermann. Zum Glück seien seine Frau und er bald Rentner.
Cashback-Verfahren
Wenn es an der Tankstelle Bargeld gibt
Immer mehr Kunden würden, so der Postbank-Sprecher, auch das Cashback-Verfahren nutzen, bei dem man sich beim bargeldlosen Bezahlen kostenfrei bis zu 200 Euro Bargeld auszahlen lassen kann. Ergänzt werde dies durch den Shell-Bargeldservice, bei dem Kunden der Postbank an über 1300 Shell-Tankstellen ebenfalls kostenlos Bargeld erhalten – auch ohne zu tanken. „Während 2019 jeder vierte Deutsche beim Einkaufen oder Tanken Bargeld abhob, nutzt heute bereits knapp jeder Zweite diesen Service“, so der Sprecher.
In der Nähe der Partner-Filiale würden der Rewe-Markt in Thomasberg, Siebengebirgsstraße, der Rewe-Markt und der Aldi-Markt in Ittenbach, beide Aegidienberger Straße, dieses Verfahren anbieten. mel
Quelle: General-Anzeiger-Bonn vom 08.12.2021