Frau Fi­scher sucht das Glück

Administrator (admin) on 06.01.2021

Die Hyg­ge-Ex­per­tin aus Ae­gi­dien­berg be­schäf­tigt sich in ih­rem Buch mit „We­gen zum Glück“

Frau Fi­scher sucht das Glück

Die Hyg­ge-Ex­per­tin aus Ae­gi­dien­berg be­schäf­tigt sich in ih­rem Buch mit „We­gen zum Glück“

 

Glück ist ein Be­griff, den wohl nur we­ni­ge mit dem Jahr 2020 in Ver­bin­dung brin­gen. Doch An­drea Fi­scher hat sich ge­nau da­mit be­schäf­tigt. Die Un­ter­neh­me­rin aus Ae­gi­dien­berg ist Mit-Au­to­rin und Her­aus­ge­be­rin ei­nes ge­ra­de er­schie­ne­nen Bu­ches zum The­ma. Sie hat zum in­ter­na­tio­na­len UN-Welt­glücks­tag am 20. März 2020 ei­nen di­gi­ta­len Glücks­gip­fel mit 600 Teil­neh­mern or­ga­ni­siert und plant zum glei­chen Da­tum 2021 in Bad Hon­nef ei­nen Glücks­gip­fel als Prä­senz­ver­an­stal­tung. Mit ihr sprach An­drea Si­mons.

Frau Fi­scher, wie kom­men Sie in ei­nem für vie­le so ver­korks­ten Jahr da­zu, sich mit dem The­ma Glück aus­ein­an­der­zu­set­zen?

An­drea Fi­scher: Die co­ro­na­be­ding­te Flau­te ha­be ich ge­nutzt, um zu tun, was ich schon lan­ge ma­chen woll­te. Als selbst­stän­di­ge Un­ter­neh­me­rin war auch ich zu Be­ginn des ers­ten Lock­downs erst mal in Schock­star­re. Aber nach ein paar Ta­gen ha­be ich mich auf das be­son­nen, was mein Le­ben ei­gent­lich aus­macht: Fa­mi­lie, Ge­sund­heit und in­ne­re Zu­frie­den­heit. Ich ha­be mich ge­fragt, wo die Chan­cen in der Kri­se und wo mei­ne Ein­fluss­be­rei­che lie­gen.

Ge­hört das Sich-Um­ori­en­tie­ren-Kön­nen zum Glück­lich­sein da­zu?

Fi­scher: Ja, es geht dar­um, das zu fo­kus­sie­ren, was ge­ra­de ist. Wohl­be­fin­den ge­hört auch da­zu, das Be­wusst­wer­den der per­sön­li­chen Be­dürf­nis­se und da­mit die Wahr­neh­mung. Je auf­merk­sa­mer ich bin und wahr­neh­me, des­to tie­fer kann ich emp­fin­den. Das drit­te „W“ ist die wert­schät­zen­de Hal­tung und da­mit auch im Blick zu ha­ben, was ich al­les ha­be – nicht nur ma­te­ri­ell. Stu­di­en zu­fol­ge ist ein be­stimm­ter fi­nan­zi­el­ler Grund­stock wich­tig, aber man wird nicht glück­li­cher, je mehr Geld man zu­sätz­lich an­häuft.

Ihr Buch hei­ßt „We­ge zum Glück“. Wel­che sind das?

Fi­scher: Sehr ver­schie­de­ne We­ge. Chris­tin Pri­ze­li­us und ich ha­ben im Buch 15 Bei­trä­ge von Ex­per­ten zu­sam­men­ge­stellt. Da geht es um die psy­cho­lo­gi­sche Sicht­wei­se der Ver­ant­wor­tung des Ein­zel­nen, um phi­lo­so­phi­sche und so­zio­lo­gi­sche Per­spek­ti­ven, um Brut­to­na­tio­nal­glück und Ein­fluss­fak­to­ren des Glücks, de­ren Kon­se­quen­zen für Po­li­tik und Wirt­schaft, um Tech­nik und Bil­dung, um die Un­ter­neh­mens­welt, die Na­tur und es ent­hält All­tags­tipps. Das Buch soll den Le­sern Im­pul­se ge­ben, ih­re ei­ge­nen We­ge zu fin­den.

Wie war denn Ihr Weg zum The­ma Glück?

Fi­scher: Ich be­schäf­ti­ge mich schon sehr lan­ge mit der Zu­frie­den­heit der Men­schen, vor al­lem am Ar­beits­platz. Vor ei­ner Rei­se mit mei­ner Fa­mi­lie nach Dä­ne­mark hat mir ei­ne Kol­le­gin ein Buch über die dä­ni­sche Glücks­phi­lo­so­phie Hyg­ge ge­schenkt. Dann woll­te ich her­aus­fin­den, war­um die nor­di­schen Län­der in Sa­chen Le­bens­zu­frie­den­heit all­jähr­lich ganz oben und weit vor Deutsch­land lan­den und wie man die­se Zu­frie­den­heit auch im Be­rufs­le­ben er­reicht.

Und was kön­nen die Deut­schen von den Dä­nen ler­nen?

Fi­scher: Dass wir un­ser Glück und un­ser Le­ben selbst ge­stal­ten kön­nen. Wir ha­ben es selbst in der Hand. Das „gro­ße Glück“, et­wa die Freu­de über das Er­rei­chen ei­nes lan­ge an­ge­streb­ten Ziels, hält nur kurz. Aber je­den Tag gibt es klei­ne Din­ge, Er­leb­nis­se, Men­schen, Wahr­neh­mun­gen, die uns glück­lich ma­chen kön­nen. Au­ßer­dem sind es das Mit­ein­an­der und Für­ein­an­der. In Dä­ne­mark et­wa kä­me nie­mand auf die Idee, dass der Gast­ge­ber ei­ner Fei­er al­les al­lei­ne macht. Da be­tei­ligt sich je­der, bringt et­was zu es­sen mit, und es muss auch nicht al­les per­fekt sein. Das macht die Dä­nen ge­las­se­ner.

Sie selbst wid­men sich in dem Buch Ih­rem Spe­zi­al­ge­biet „Busi­ness­Hyg­ge“, dem Glück­lich­sein im Job. Wo kann da je­der an­set­zen?

Fi­scher: Zum ei­nen bei der in­ne­ren Hal­tung zum Job. Wir kön­nen auf­hö­ren zu jam­mern und an­fan­gen, auf un­se­re Ein­stel­lung und Spra­che zu ach­ten. In Deutsch­land scheint es nor­mal, sich ne­ga­tiv zu äu­ßern und über die Ar­beit, den Chef oder die Kol­le­gen zu kla­gen, statt in Mög­lich­kei­ten und Lö­sun­gen zu den­ken. Das wirkt auf uns zu­rück, auf At­mung, Blut­druck, Ver­span­nun­gen und Stress­le­vel. Dann ist das Mit­ein­an­der sehr wich­tig, ge­nau­so wie die Füh­rungs- und Un­ter­neh­mens­kul­tur. Der vier­te Be­reich ist die Ar­beits­platz- so­wie Ar­beits­zeit­ge­stal­tung. Wir kön­nen es uns auch im Job ge­müt­lich ma­chen. Hyg­ge­lig ist für die Dä­nen et­was, das ge­müt­lich und ver­traut ist wie das Zu­hau­se.

Ist al­so das we­gen Co­ro­na boo­men­de Ho­me­of­fice ein Schlüs­sel zu Glücks­ge­füh­len im Be­ruf?

Fi­scher: Ei­ner der Schlüs­sel ist es, Ar­beit und Frei­zeit nicht als Ge­gen­sät­ze zu se­hen. Die Work-Life-Ba­lan­ce ist ein Trug­schluss. Es führt nicht zu Zu­frie­den­heit, wenn ich auf der ei­nen Sei­te En­er­gie las­se, die ich dann auf der an­de­ren Sei­te wie­der auf­la­den muss. Auch der Be­ruf soll­te uns er­fül­len. Co­ro­na hat vie­len er­mög­licht, in­ne­zu­hal­ten und nicht nur im Kel­ler, son­dern auch im Le­ben auf­zu­räu­men. Man­che ver­har­ren. Aber es gibt in der Pan­de­mie auch Bei­spie­le gro­ßer Krea­ti­vi­tät und sen­sa­tio­nel­ler neu­er be­ruf­li­cher Kon­zep­te. Da wirk­te die Co­ro­na-Pan­de­mie wie ein Weck­ruf. Für ein gu­tes Mo­dell hal­te ich die Kom­bi­na­ti­on aus Prä­senz­ar­beits­zeit und Ho­me­of­fice.

Wie ist denn das Ar­bei­ten in Ih­rer „Hyg­ge-Aka­de­mie“?

Fi­scher: Mitt­ler­wei­le ar­bei­te ich meist vom Bü­ro aus, das so hyg­ge­lig ein­ge­rich­tet ist, wie ich es auch zu Hau­se mag: mit ei­nem Bild vom Meer, Ker­zen, Pflan­zen, De­ko zwi­schen den Bü­chern. Ich sit­ze da bei Tee, manch­mal mit Mu­sik und ge­müt­li­chen So­cken an den Fü­ßen. Und das Mit­ein­an­der un­ter Kol­le­gen und zu den Kun­den prä­gen Au­gen­hö­he, Wert­schät­zung und Ver­trau­en.

Ge­ra­de pla­nen Sie für den 20. März 2021 ei­nen ein­tä­gi­gen Glücks­gip­fel, der in Bad Hon­nef bei ei­ner Scho­ko­la­den­ma­nu­fak­tur statt­fin­den soll. Weil Scho­ko­la­de glück­lich macht?

Fi­scher: Der Ver­an­stal­tungs­ort bie­tet vie­le Mög­lich­kei­ten. Der Duft von Scho­ko­la­de und der Blick in die Pro­duk­ti­ons­hal­len aus al­len Räu­men tra­gen zur At­mo­sphä­re bei, denn es geht beim Glücks­gip­fel nicht nur um Wis­sens­ver­mitt­lung. Ex­per­ten hal­ten Kurz­vor­trä­ge, es gibt Work­shops, aber auch Glücks­me­di­ta­ti­on, Scho­ko­la­den­gie­ßen und an­de­re Ak­ti­vi­tä­ten.

Und wer nimmt teil?

Fi­scher: Je­der kann teil­neh­men. We­gen der un­kla­ren Pan­de­mie-La­ge ha­ben wir die Teil­neh­mer­zahl zu­nächst auf 150 be­grenzt.

Zur Per­son

An­drea Fi­scher legt mit dem ak­tu­el­len ihr sechs­tes Buch zum The­ma Zu­frie­den­heit und Glück vor. Die Päda­gogin hat Ger­ma­nis­tik, Psy­cho­lo­gie und Fran­zö­sisch stu­diert und war zu­nächst in der Er­wach­se­nen­bil­dung so­wie seit mitt­ler­wei­le 25 Jah­ren als Per­so­nal­ent­wick­le­rin in Un­ter­neh­men tä­tig. Mit ih­rer 2018 in Kö­nigs­win­ter er­öff­ne­ten Hyg­ge-Aka­de­mie ist sie An­fang des Jah­res 2020 nach Bad Hon­nef-Ae­gi­dien­berg um­ge­zo­gen. Dort lebt die 52-Jäh­ri­ge auch mit ih­rem Mann und den zwei Kin­dern. Das Buch „Vie­le We­ge füh­ren zum Glück. Ex­per­ten stel­len vor“ hat sie ge­mein­sam mit Chris­tin Pri­ze­li­us im Sprin­ger-Ver­lag her­aus­ge­ge­ben.

 

Quelle: General-Anzeiger-Bonn vom 05.01.2021

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