Leben im Lichtermeer
Leben im Lichtermeer
Ungezählte Lämpchen und andere Accessoires verwandeln Kurt Faßbenders Elternhaus in ein weihnachtliches Unikat
Von Anja Leven
AEGIDIENBERG. | „Ich weiß auch nicht. Irgendwie ist es immer mehr geworden.“ Kurt Faßbender zuckt mit den Achseln und lächelt fast schon verlegen, während er mit beiden Händen die neue 200er Lichterkette entwirrt. Eigentlich wollte er anfangs nur ein bisschen Weihnachtsdekoration am Haus aufstellen. Das war 2017. Doch bei ein bisschen blieb es nicht. Inzwischen verwandelt der 61-jährige Aegidienberger sein Elternhaus in der Weihnachtszeit in ein Lichtermeer.
Wer die Straße zwischen Rottbitze und Himberg in der Dunkelheit befährt, kann es eigentlich nicht übersehen, das helle Leuchten in der Bungertstraße. Schon von weitem flackert es in allen Farben. Auf dem Dach blinkt es grün, am Eingang sowie an der Garagenauffahrt strahlen bunte und weiße Lichterketten. Kommt man näher, erkennt man die vielen liebevollen Details dieser außergewöhnlichen und aufwändigen Weihnachtsdekoration. Laternen, in denen es schneit. Ein Nikolaus, der auf dem Dach aus dem Kamin steigt. Rentiere, Schneemänner, ja selbst ein Hirsch, die im Vorgarten um die Wette leuchten.
Seit dem vergangenen Montag heißt es bei Kurt Faßbender und seiner Schwester Rita Reitinger, die das Haus an der Bungertstraße 6 bewohnt, jeden Tag pünktlich um 16.30 Uhr: Licht an! Und es dauert selten lange, bis die ersten staunenden Passanten in der Straße auftauchen. Wie Emilia und David. Begeistert stehen sie mit ihrer Mutter vor dem Haus und betrachten die vielen bunten Lichter. Bis zu den Heiligen Drei Königen am 6. Januar ist hier in der Bungertstraße nun jeden Tag Showtime. „Von nachmittags bis um Mitternacht und morgens von sechs bis acht Uhr“, erzählt der 61-Jährige, der seine Leidenschaft für die Haus-Dekoration vor vier Jahren entdeckte. Damals startete er mit einem Rentier und ein paar kleinen Schneemännern. „Im Jahr darauf habe ich richtig zugeschlagen“, erinnert er an die Anfänge. Inzwischen gehören viele Schneemänner, Rentiere, Nikoläuse und vieles mehr zur Deko, die in der Garage und Werkstatt übers Jahr eingelagert sind und auf ihren großen Auftritt warten. Die ganzen Lampen nicht mitgerechnet.
Allein in diesem Jahr, so schätzt Faßbender, dürften es knapp 7000 neue LEDs gewesen sein, die er zusätzlich angebracht hat. Insbesondere auf dem Dach. Wieviele Lampen insgesamt erstrahlen? Er weiß es nicht genau und wundert sich selbst ein wenig darüber, welche Eigendynamik und Ausmaße seine Passion entwickelt hat. „Dass ich dafür irgendwann mal auf dem Dach rumkraxele, hätte ich nicht gedacht.“
Mittlerweile ist Faßbender auch ein richtiger Beleuchtungsprofi. Schnell reichten Verlängerungskabel und anderes nicht mehr aus. Und so ließ er sich einen eigenen Schaltkasten in den Heizungsraum legen. Ja, und sage und schreibe vier Stromkreisläufe gibt es jetzt auch – je einen für die Deko an der Garage, dem Vorgarten, dem Dach und dem seitlichen Garten.
Vor mehr als vier Wochen hat Kurt Faßbender mit dem Aufbau der gesamten Beleuchtung und der Dekoration begonnen. Wer ihm gegenübersteht, spürt sofort: Diese Vorbereitungen machen ihm sichtlich Spaß. Aber noch viel mehr Spaß macht ihm die Freude, die er mit seiner strahlenden Weihnachtsdeko dem staunenden Publikum bereitet. Vor allem den vielen Kindern. Und was diesen wiederum gefällt, weiß er auch ganz genau: „Die Pänz lieben vor allem den Nikolaus, den wir vorm Haus stehen haben.“ Denn: Kommt man auf ihn zu, beginnt er zu singen – ausschließlich amerikanische Weihnachtsklassiker. Das Ausmaß der Beleuchtung und dann über sieben Wochen – das macht sich natürlich auch in der Stromrechnung bemerkbar. Aber Faßbender wiegelt ab: „Ich verwende nur LEDs“, verweist er auf die energiesparende Beleuchtung. Rund 180 Euro habe ihn der Spaß im vergangenen Jahr gekostet. Dieses Jahr dürfte es aber mehr werden, das ahnt er schon. Nicht zuletzt wegen der rund 7000 zusätzlichen LEDs. Für die Kinder können es gar nicht genug Lichter sein. Emilia ist restlos begeistert und beendet den Besuch an der Bungerstraße mit einem ganz besonderen Weihnachtswunsch: „Mama, können wir unser Haus nächstes Jahr auch so schmücken?“, fragt sie.
Mehr Fotos unter www.ga.de/weihnachtshaus
Resonanz auf das Weihnachtshaus
Unbekannte schreiben Karten als Dankeschön
Kurt Faßbender und seine Schwester Rita Reitinger freuen sich auch jedes Jahr aufs Neue über viele nette Rückmeldungen der Menschen auf ihr Lichtermeer-Projekt.
„Immer mal wieder erreichen uns Schreiben oder Karten, in denen sich Familien bedanken. Das finden wir sehr schön“, betont Faßbender. Und auch die Nachbarn ziehen mit. Sie haben nichts gegen die außergewöhnliche Beleuchtung. Einige dekorieren ihre Häuser ebenfalls – wenn auch nicht in dem Ausmaß. lev
Quelle: General-Anzeiger-Bonn vom 27.11.2021