Radwegekonzept für die Stadt Bad Honnef

Administrator (admin) on 11.08.2022

- Aegidienberg, der ausgegrenzte Stadtteil? -

Radwegekonzept für die Stadt Bad Honnef

- Aegidienberg, der ausgegrenzte Stadtteil? -

 

Vorbemerkung:

Aegidienberg, der mit seinen rund 7500 Einwohnern mittlerweile zweitgrößte Stadtteil der Stadt Bad Honnef, bietet ein attraktives Wohngebiet mit sehr guten Verbindungen an das überregionale und regionale Straßenverkehrsnetz: die Anbindung an die Bundesautobahn A3 Köln-Frankfurt in Rottbitze, die Aegidienberger Straße (L143) über Brüngsberg in Richtung Pleistal und Siegburg und über Rottbitze in Richtung Westerwald, die Ittenbacher Straße (L83) in Richtung Ittenbach und Königswinter und die Schmelztalstraße (L144) von Himberg nach Bad Honnef. Naturschutz, Umweltschutz und Klimaschutz haben dazu geführt, dass zunehmend nach Alternativen der Fortbewegung gesucht wird. Dabei ist das Fahrrad als muskelkraftbetrieben und zunehmend das elektrobetriebene Fahrrad, als Alternative zum Kraftfahrzeug wiederentdeckt worden. Auch wenn viele Fahrrad-Aktivisten heute schon von Fahrradschnell- und Fahrradfernwegen träumen, zeigt jedoch die Praxis, dass dem Radverkehr vielerorts sichere, durchgängige und fahrradfreundliche Verbindungen für den Alltags- aber auch für den Freizeitverkehr fehlen. Dies gilt auch für unsere Stadt Bad Honnef.

Das Radwegekonzept und seine Umsetzung:

Bad Honnef hat für die Verbesserung des Radverkehrs in letzter Zeit nicht unerhebliche Fördermittel eingeworben. Dies war auch dringend geboten, denn bisher gab es äußerst schlechte Noten für die „Fahrradstadt Bad Honnef“. Im Rhein-Sieg-Kreis zählte sie zu den schlechtesten Kommunen und bei einem bundesweiten Vergleich, an dem 311 Kommunen teilnahmen, erreichte Bad Honnef nur den beschämenden Rang 301.

Obwohl bereits Ende Februar 2020 ein externes Radwegekonzept, dessen Ziel es war das bestehende Radverkehrsnetz zu erweitern und zu optimieren, vorgestellt wurde, kündigte Bürgermeister Otto Neuhoff erst im November an, die Situation für Fahrradfahrer in Bad Honnef deutlich zu verbessern.

Nun befinden wir uns in 2022 und von den Vorstellungen, dem Radverkehr sichere, durchgängige und fahrradfreundliche Verbindungen zur Verfügung zu stellen, ist weder im Tal und schon gar nicht im Stadtteil Aegidienberg etwas zu sehen.

Da klingt es vermessen, wenn unter dem Stichwort „Fahrradmomente“ verkündet wird: „Die Förderung des Radverkehrs hat in den letzten Jahren eine größere Bedeutung in Bad Honnef gewonnen“. Da muss die Frage erlaubt sein, wo denn in unserer Stadt? Den Frankenweg als Fahrradstraße auszubauen, hat man angeregt und diskutiert, die Entscheidung von Rat und Verwaltung war aber negativ. Was haben die Fördermittel denn bisher bewirkt, wo wurden sie eingesetzt?

Die Berg-Talproblematik:

Was uns aber besonders schmerzt ist die Tatsache, dass außer einer pauschalen Beschreibung der Aegidienberger Topographie im Radwegekonzept kein durchdachter Vorschlag zur Verbesserung enthalten ist. Die Berg-Talproblematik ist allenfalls angedeutet, realisierbare Lösungsvorschläge fehlen jedoch.

Nicht streitig ist, dass die mittlerweile 170 Jahre alte Schmelztalstraße aufgrund ihrer Linienführung und ihres zu geringen Straßenquerschnitts die heutigen Anforderungen an eine neuzeitliche und leistungsstarke Landstraße nicht mehr erfüllt. Dies umso mehr, als viel zu dicht an den Straßenrändern stehende Bäume diesen Straßenquerschnitt zusätzlich einschränken.

Wegen der Aneinanderreihung von möglichst langen, geraden Strecken und Kurven mit möglichst kurzen Bögen und damit kleinen Kurvenradien ist die Schmelztalstraße in dem heutigen Zustand keine sichere und attraktive Straßenverbindung zwischen dem Stadtteil Aegidienberg und den übrigen Stadtteilen Bad Honnefs. Die durchgehende Begrenzung der Geschwindigkeit auf 60,00 km/h, streckenweise sogar nur auf 40,00 km/h, deutet auf die zahlreichen Gefahrenstellen dieser Straße hin, Gefahrenstellen auch für den Fahrradverkehr.

Gleichzeitig ist zu berücksichtigen, dass im Zuge der Eingemeindung Aegidienbergs nach Bad Honnef die Verwaltung insgesamt ins Tal verlegt wurde, und dass sich die Einwohnerzahl Aegidienbergs seit 1969 mehr als verdoppelt hat, nämlich von 3.300 auf nahezu 7.500 Einwohner, d.h. ein Drittel der Einwohner unserer Stadt wohnen bereits im Stadtteil Aegidienberg. Allein diese Entwicklungen haben zu einer nicht unerheblichen Erhöhung der Verkehrsdichte auf der Schmelztalstraße beigetragen.

Die im Radwegekonzept als alternative Strecke vorgeschlagene Radwegtrasse durch das Mucherwiesental, nunmehr erneut im Projekt „BergMarken“ hervor-gehoben, stellt entgegen der Feststellungen der Gutachter und unseres Bürgermeisters eben keine weiterzuverfolgende Variante dar. Schließlich ist diese Strecke topographisch noch anspruchsvoller als die Schmelztalstraße und bekanntlich endet der Weg durch das Mucherwiesental am Servatiushof. Bei dieser Varianten bleibt also völlig offen, wie der Radverkehr dann im weiteren Verlauf von Servatius nach Himberg geführt werden soll.

Lösungsvorschlag

Die Schmelztalstraße ist heute eine wichtige innerstädtische Verbindungsstraße zwischen dem Stadtteil Aegidienberg und dem städtischen Zentrum in Bad Honnef. Sie ist gleichzeitig die Einfallstraße in das „Rheinische Nizza“ von Osten her. Der heutige Zustand dieser Straße mit den oben beschriebenen, erheblichen Missständen wird diesen Ansprüchen nicht gerecht.

Generell kann das Berg-Talproblem daher nur, wie das Radwegekonzept auch andeutet, durch den Ausbau der 6,2 km langen Schmelztalstraße mit Rad- und Fußweg gelöst werden. Das ist dem ständig wachsenden Stadtteil Aegidienberg ohnehin seit langem geschuldet.

Wir rufen daher Stadtrat und Verwaltung dazu auf, umgehend mit dem Landesbetrieb Straßen NRW in Verhandlungen zum Ausbau der Schmelztal-straße einzutreten, da die ohnehin nötige Sanierung der Schmelztalstraße schon lange überfällig ist. Bei diesem Ausbau sollte allerdings der Fuß- und Radweg unabhängig von der Linienführung der Schmelztalstraße trassiert werden, um diese Straße in dem engen Schmelztal nicht zu breit erscheinen zu lassen und um Straße und Sonderspur besser der Landschaftsgestalt und dem Verlauf des Ohbachs anpassen zu können.

Die Situation im Bergbereich

Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass dem Radwegekonzept für den Stadtteil Aegidienberg nur bedingt Verbesserungen zu entnehmen sind, obwohl auch im Bergbereich das zunehmende Bedürfnis besteht, durchgehende und fahrradfreundliche Verbindungen zu nutzen.

Speziell geht es dabei um die Radwegverbindungen von Aegidienberg über Ittenbach nach Königswinter und um die Verbindung von Rottbitze in Richtung Autobahn und Eudenbach. Diese Rottbitzer Staße ist schon seit vielen Jahren ein Ärgernis, da entlang dieser Straße noch immer keine Sonderspuren für Fahrradfahrer und Fußgänger eingerichtet wurden. Bei dem seit einigen Jahren erheblich gewachsenen Verkehrsaufkommen insbesondere infolge Lkw-Verkehr sind Fahrradfahrer und Fußgänger auf dieser Strecke stark gefährdet. Um diesen Gefahren auszuweichen, haben sich zwischenzeitlich Fußgänger und Fahrradfahrer seitlich der Straße eine eigene „Sonderspur“ getrampelt bzw. erstrampelt.

Als Variante hierzu bietet sich aber auch an, den alten, heute teilweise zugewachsenen Bahndamm der Basaltbahn Rottbitze-Asbach zu nutzen und mit überschaubaren Kosten zu einem kombinierten Rad- und Fußweg auszubauen. Dies würde zumindest auf diesem Teilstück den Schutz für Fahrradfahrer und Fußgänger erheblich verbessern. In Rheinland-Pfalz nutzt man die Basaltbahn-trasse seit langem als kombinierten Rad- und Fußweg.

Auch hier bitten wir Rat und Verwaltung unserer Stadt, Lösungsvorschläge zu entwickeln und umgehend in die Diskussion mit dem Landesbetrieb Straßen NRW einzutreten.

Ausblick:

Als Bürgerverein müssen wir leider feststellen, dass unser Stadtteil Aegidienberg hinsichtlich der hier vorherrschenden Verkehrsprobleme seit langem allein gelassen wird. So ist bereits seit Monaten eine erhebliche Zunahme des Lkw-Verkehrs durch schwere Schüttguttransporter festzustellen. Hierbei donnern 40t Sattelschlepper manchmal im Minutentakt durch unseren Ort und gefährden Fußgänger und Fahrradfahrer zusätzlich. Offensichtlich wird mit diesen Lkws der innerbetriebliche Materialtransport der Basaltindustrie zwischen dem Westerwald und dem Werk Hühnerberg über die Aegidienberger Straße abgewickelt, obwohl diese Schwerstlastwagen das Werk Hühnerberg vom Westerwald aus auch über die Umgehungsstraße von Aegidienberg, nämlich über die Autobahn A3 und die Ausfahrt Siebengebirge, erreichen könnten, ohne besiedeltes Gebiet zu belasten.

Wegen der erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität der in Aegidienberg wohnenden Bürgerinnen und Bürger, werden wir uns mit diesem Thema in einer der nächsten Ausgaben des Siebengebirgsboten noch näher beschäftigen.

Wie unsere Ausführungen zeigen, gibt es für unsere Stadt insgesamt noch kein ganzheitliches Radwegekonzept, in dem auch unser Stadtteil Aegidienberg integriert ist. Das ist für die Bürgerinnen und Bürger unseres Stadtteils sehr unbefriedigend, da – wie bereits erwähnt – Fördermittel für die Entwicklung eines Radwegekonzeptes bereitstehen.

Trotz aller Kritik und Unzufriedenheit über diese Zustände sind wir als Bürgerverein aber bereit, mit dem Stadtrat und der Verwaltung unserer Stadt an einem Konzept für die Entwicklung eines ganzheitlichen Radwegenetzes in unserer Stadt mitzuwirken.

 

Bürgerverein Aegidienberg e.V.

 

Quelle: Siebengebirgsbote Ausgabe 716 vom 10.08.2020

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