Spitzenspeisen und schicke Schlitten

Administrator (admin) on 17.07.2019

Bürgerverein taucht Aegidiusplatz bei „Dîner en blanc“ ganz in weiß. Oldtimerrundfahrt bis nach Linz

Spitzenspeisen und schicke Schlitten

Bürgerverein taucht Aegidiusplatz bei „Dîner en blanc“ ganz in weiß. Oldtimerrundfahrt bis nach Linz

 

Von Roswitha Oschmann

AEGIDIENBERG. Alles in Weiß: Der Brauchtumsverein Aegidienberg hatte zum vierten Mal zum „Dîner en blanc“ geladen – und rund 50 Teilnehmer brachten am Sonntag auf den Aegidiusplatz Körbe voller selbstgemachter Leckereien, weißer Tischdecken, weißem Geschirr und Deko in der Farbe des Tages mit. Etwas weniger Besucher als erwartet waren für das Draußen-Mahl erschienen, einige hatten wegen der Wettervorhersage abgesagt, berichtete Organisator Jörg Adelt. Aber die Dinnergäste blieben von den Wolken unbehelligt. Und die offenen Oldtimer, die auf der begleitenden Autoschau besichtigt werden konnten, ließen ihre Verdecke unten.

Diesmal hatten gleich 20 Fans historischer Fahrzeuge ihre Schätzchen auf dem Platz neben der Gastromeile geparkt – so viele wie noch nie. Und ihre stolzen Besitzer erzählten den Schaulustigen gerne etwas über die PS, das Baujahr und die Geschichte ihrer Automobile.

Aber zunächst wurde getafelt. Bei Klaus und Roswitha Tentler etwa gab es Frikadellen, Brot und Tortellinisalat mit Krabben. Bettina Lorenz hatte einen Indischen Tisch mit entsprechenden Speisen und Dekoartikeln gedeckt – später wurde er mit dem ersten Platz ausgezeichnet. Sie hatte bereits in den vergangenen Jahren die Jury mit ihren fantasievollen Dekoideen beeindruckt.

Auf Rang zwei gelangte Christa Scharfenstein, die zum Beispiel Kartoffelsalat mit Selleriestreifen und Ei sowie Hähnchenschenkel auf ihren Tisch stellte. An ihrer Tafel speiste auch Monika Lutz, die Reissalat mit Thunfisch und Paprikastreifen mitgebracht hatte. Marie-Luise Rückert steuerte eine Rohkostplatte mit grüner Frankfurter Soße bei. „Ich habe diesmal gar nichts gekocht, sondern mich bei den anderen durchgefuttert“, schmunzelte Stammgast Helga Welter, die stolz auf ihre weißen Schuhe zeigte.

Für das erste „Dîner en blanc“ hatte ihr Mann die ehemals lilafarbenen Schuhe weiß lackiert, und Helga Welter hatte sie mit weißen Seidenorchideen geschmückt. „Und die halten immer noch. Nur den Hut mit Orchidee habe ich diesmal weggelassen.“ Auf dem dritten Platz landete Familie Decker, die vor ihrem VW-Bus aufgetischt hatte.

Der Brauchtumsverein stellte für die Teilnehmer zwei Grillstellen auf, die dicht belagert waren. Es gab Getränke von Sekt bis stillem Wasser und dazu Musik. „Das ist Aegidienberg gemütlich“, meinte Adelt.

Als alle gesättigt waren, brachen die Oldtimerbesatzungen zur „Tour de Siebengebirge en blanc“ auf. Die Ausfahrt führte sie nach Königswinter, durch Bad Honnef, Linz und zurück durchs Schmelztal. 40 Kilometer legten die Wagen zurück. Allen voran Adelt mit seinem Ford, Baujahr 1926, den er selbst aufgebaut hat. Und während der Wagen noch auf dem Aegidiusplatz stand, durften auch die Kinder auf die roten Ledersitze klettern und hupen. Ein Chevrolet Roadster von 1929 hat eine besondere Geschichte: Dieter und Liesel Schulte hatten das verwahrloste Gefährt in Australien entdeckt und wieder „auf die Räder gestellt“. Als sie 1988 nach Deutschland zurückkehrten, brachten sie auch das Auto mit.

Erst vor einem Monat holte Klaus Grüber aus Vettelschoß seinen Austin A35 in England ab. Mit dem 61 Jahre alten Gefährt mit Rechtslenkung gefiel er den Passanten am Straßenrand, die der Oldtimerschlange aus Aegidienberg zuwinkten.

Ein Hingucker war auch der DeSoto Diplomat von Chrysler in Lachs und Cremeweiß, den Michael Zimmermann aus Montabaur, der in Rottbitze seinen Betrieb hat, ausfuhr. 5,70 Meter lang – ein echter Schlitten und vor Ort der längste Wagen. Er war 1958 für den Export nach Belgien gebaut worden. „Als ich ihn 2018 gekauft habe, stand das Auto seit 25 Jahren in einer Halle in Köln und der Motor lag im Kofferraum.“ Der Vorbesitzer hatte ihn zwar auseinandergenommen, aber nicht wieder zusammenbauen können. Zimmermann kam der Sache auf den Grund: Die Hauptschraube von der Riemenscheibe war zehn Millimeter zu kurz.

 

Quelle: General-Anzeiger-Bonn vom 17.07.2019

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