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Aus der Chronik: Himberg

Mit nicht mehr als 300 Einwohnern ist Himberg heute noch ein Ort der Landwirtschaft. Aber es gab auch einmal andere Zeiten.


Artikel aus der Bonner Rundschau vom 11. April 1964

Aus der Chronik: Himberg

Mit nicht mehr als 300 Einwohnern ist Himberg heute noch ein Ort der Landwirtschaft. Aber es gab auch einmal andere Zeiten. Die begannen Mitte des vorigen Jahrhunderts, als Philipp Küpper - der Großvater des heutigen Philipp Küpper - den Himberg von der Gemeinde pachtete und mit dem Abbau von Basaltsteinen begann.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts endtdeckte man in Himberg sogar Kupfer- und Bleierze, die von der Grube Britania abgebaut wurden. Außerdem gab es noch Quarzitsteinvorkommen auf dem Herchenroth, die auch zum Abbau lohnten, womit eine lebhafte Bergbauindustrie entstanden war. Sie bot für viele Leute den Lebensunterhalt.
Doch schon lange vor dieser Zeit, machte sich Himberg als Knotenpunkt wichtiger Verkehrsverbindungen einen Namen. Dort trafen sich die Wege von Köln und Siegburg nach Honnef und von Honnef nach Altenkirchen. Damit hatte Himberg auch eine besondere Bedeutung für die Post, die auf diesen Straßen einen regen Postkutschenverkehr unterhielt.
Das ist nun alles schon lange her. Mittlerweile haben sich die Einheimischen wieder ausschließlich der Landwirtschaft zugewandt, von der sie heute, mit aller Technik ausgerüstet, ihre Existenz bestreiten. Mein Dorf ist meine Heimat
Bauern, Postkutschen und Granaten
Die Himberger lieben ihre Heimat auf der Höhe
Von weitem hörte man Pferdegetrappel. Und dann kam es durchs Dorf. Eine hochrädrige, bunte Postkutsche, die von zwei Pferden gezogen, schnell weiterrollte. Hoch auf dem Bock saß der Postkutscher in seiner romantisch bunten Uniform. Er nahm sein Horn und blies aus Leibeskräften, seine Ankunft verkündend. Die Leute liefen auf die Straße. Es war immer wieder ein Ereignis, wenn die Postkutsche durchs Dorf zog. Bei der kleinen Wirtschaft machte sie halt. Aus der Kutsche stiegen Fahrgäste, die sich kräftig streckten nach der holprigen Fahrt, ehe sie sich im Wirtshaus von den Strapazen der Reise erholten.
Die Pferde waren mittlerweile abgespannt und ausgeschirrt. Man führte sie in einen Stall. Dort wurden ihnen warme Decken über die dampfenden Körper gelegt. Währenddessen machte einen Schmiede das oftmals ramponierte Gefährt wieder fahrtüchtig. Ja, die Straßen waren eben zur damaligen Zeit noch nicht so glatt wie heute. So mag es damals im alten Himberg ausgesehen haben. Denn Himberg war eine Poststation, als die Eisenbahn noch nicht durchs Land rollte.
Heute Teil Aegidienbergs
Die moderne Entwicklung ließ Himberg zu einem Teil Aegidienbergs werden. Doch mit seinem ursprünglichen Ortsnamen verbindet sich ein gutes Stück Historie. Im Mittelpunkt der Geschichte steht zweifellos der Himberger See. Dieser See nahm mit der Zeit den Platz ein, der vordem die Arbeitsstätte vieler Menschen gewesen ist. Wenn der Himberg Mittelpunkt historischen Lebens war, so ist die geographische Lage Himbergs Mittelpunkt für viele Reisende gewesen. Aber das war noch viel früher. In Himberg trafen sich die großen Straßen von Nord nach Süd und von West nach Ost. Das nützte auch die Post mit ihren Kutschen.
Zwei Wirtshäuser nahmen die Reisemüden auf. Für die Himberger bleib der Lebensunterhalt die Landwirtschaft. Der Ackerboden war schon immer eine mittelmäßig gute Erde auf dem Hochplateau des Gebirges.
Dann, um 1850, begann ein neuer Lebensrhythmus das Himberger Völkchen zu beleben, als Philipp Küpper - ein Großvater des heutigen Philipp Küpper - die Bedeutung des sogenannten Himbergs mit seinem Basalt erkannte. Er pachtete von der Gemeinde den Berg und gab sich an den Abbau der Basaltsteine, die bald als die besten in der ganzen Umgebung galten. Sogar bis nach Holland reichte das Interesse an diesem Gestein. Zur Abfuhr des Materials gewann Philipp Küpper die Bauern seiner Heimat, die mit ihren starken Pferdezügen zweimal täglich den Weg von Himberg nach Honnef und zurück fuhren. In Honnef warteten die Schiffe schon auf die Ladungen.
Gegen Ende des letzten Jahrhunderts fand man unweit des Himbergs auch Kupfer- und Bleierze, dessen Menge einen Abbau lohnte und von der Grube Britania betrieben wurde. Daneben gab es noch den Abbau von Quarzitsteinen - Feuersteinen - auf dem Herchenroth.
Die Bahn kam
Damit lohnte sich dann auch für die schon gegründete Bröhltalbahn Schienen von Honnef nach Himberg zu legen. Seitdem wurden die vollen Loren - Steinkipper - frei zu Tal gelassen und leer von den Pferden wieder hochgezogen. So war eine ganz neue Lebensader erschlossen, von der viele Menschen zehren konnten.
Daneben modernisierte sich die Welt und auch Himberg immer mehr. Wo bisher noch die Kutschen den Post- und Reiseverkehr beherschten, war mittlerweile eine Automobilgesellschaft Aegidienberg gegründet. Diese beförderte ab 1909 alles, was zu transportieren war. Zum Anfang des neuen Jahrhunderts klang allmählich die Fündigkeit der Bergwerke ab. 1910 schloß die Grube Britania die Erzgrube und ein paar Jahre später lohnte sich auch nicht mehr der Basaltabbau. Für die Firma Sonnenschein, die schon einige Zeit das Bergwerk von Philipp Küpper übernommen hatte. Nachdem die Arbeiten am Himberg eingestellt waren, floß das Grundwasser in die ehemalige Arbeitsstätte ein. Es bildete sich der "Himberger See". Zusammen mit den starken Niederschlägen erreichte er schnell seinen heutigen Umfang.
Die Separatisten kamen
Für das Volk aber gab es keine Ruhe mehr. Es folgte eine noch unruhigere Epoche. Eine bedeutend dramatischere. Separatistenkämpfe erschütterten das Rheinland und auch Himberg. Auf ihren Eroberungszügen kamen die Separatisten auch gen Himberg durch das Schmelztal. Da zeigte sich die enge menschliche Vebundenheit dieses kleinen Volkes innerhalb seiner Gemeinde und mit seinen Nachbarorten. Im Nu waren einige Tausend Mann zusammengekommen, die das Separatistenvolk in die Flucht schlugen.
So waren diese Menschen, durch das Schicksal vereint, einer für alle und alle für einen da. Die Himberger blieben lange Zeit von politischen und wirtschaftlichen Wehen verschont und bestellten ihren Acker so, wie sie es gelernt hatten. Das Volk hatte nun wieder seine Ruhe gefunden. Aber da störte man den See in seinem Frieden. Mitte der dreißiger Jahre war es die Firma Horst und Jüssen, die den See leerpumpte um nochmals einen Abbau des Basalts zu versuchen. Das lohnte sich auch noch bis 1944. Dann wurde die Grube entgültig geschlossen und der See konnte wieder zurückkehren. So liegt er jetzt auch friedlich an der alten Stelle. Baden aber ist noch verboten. Nur die DLRG übt im See.
Wasser aus der Tiefe
Dabei gibt es für das Seewasser keine besondere Verwendung, zum Beispiel als Trinkwasser. Für Trinkwasser hat man mittlerweile drei Pumphäuser gebaut, deren Pumpen das Wasser aus über hundert Meter tiefen Bohrlöchern hervorholen. Und es wird auch weiter gebohrt. Solche Bohrungen sind natürlich sehr teuer, aber man scheut keine Kosten. Heute haben die Bewohner des Ortsteils Himberg endgültig zu ihrem alten Erwerb, der Landwirtschaft, zurückgefunden; denn es gibt keine Industrie mehr in Himberg. Doch fragt man die Himberger, so muß man sich sagen lassen, daß es früher doch eine gemächlichere Zeit war. Da störte auch nicht der längere Arbeitstag, der oft sechzehn Stunden dauerte. Dafür gab es den Liter Schnaps schon für 70 Pfenning.

Es schrieb: HERBERT HOLLINDER


11.04.1964
Bonner Rundschau