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Vertragen sich Mistgabeln und Kurbetrieb

Aegidienberg will weiter verhandeln - Tür nach Oberpleis nicht zugeschlagen.


„Vertragen sich Mistgabeln und Kurbetrieb“
Aegidienberg will weiter verhandeln
Tür nach Oberpleis nicht zugeschlagen.
Bad Honnef, den 15. August 1967

Mit dem Ziele eines Zusammenschlusses will die Gemeinde Aegidienberg die Raumordnungs-Verhandlungen mit der Stadt Bad Honnef weiterführen, die Tür zu Oberpleis und den übrigen Berggemeinden jedoch nicht zuschlagen. — Dies war gestern abend das Fazit einer Diskussion im Aegidienberger Gemeinderat, die ausgelöst worden war durch den Wunsch des Honnefer Stadtrates, Aegidienberg möge sich dazu äußern, ob es die Verhandlungen mit unserer Badestadt weiterführen wolle. Beim kürzlichen Erörterungstermin der „Fliegenden Kommission“ in Oberpleis hatte Aegidienberg sich weder eindeutig auf einen Zusammenschluß mit Bad Honnef noch mit den Berggemeinden festgelegt.

Um sich weder den einen noch den anderen Weg zu verbauen und „das Beste für unsere Gemeinde herauszuholen“, wie es Gemeindeverteter Schmitt (SPD) treffend formulierte, bekräftigte der Gemeinderat auf der
einen Seite seinen Beschluß von 12. Juni dieses Jahres. Danach sollen „unter Beteiligung aller Ratsmitglieder beider Gemeinden“ die Besprechungen zwischen Aegidienberg und Bad Honnef mit dem Ziele eines Zusammenschlusses fortgeführt werden. Andererseits wurde jedoch der Beschluß, weitere Gespräche mit Oberpleis zu führen, nicht aufgehoben. Gemeindevertreter Albert Weber (Freie
Wählerschaft): „Im ureigensten Interesse unserer Gemeinde müssen wir uns die Möglichkeit zu Verhandlungen nach beiden Seiten offen halten. Wir werden dann sehr schnell sehen, was für Aegidienberg die richtige Entscheidung sein wird.“
Mit einem Rückblick auf die bisherigen Neugliederungs-Verhandlungen und die Position, die der Aegidienberger Gemeinderat bei diesen Gesprächen vertrat, hatte Bürgermeister Peter Schmitz (CDU) die Aussprache eingeleitet. Dabei wies er darauf hin, daß sich Aegidienberg schon sehr früh für Gespräche mit Bad Honnef ausgesprochen habe. „Wir wollen aber nicht verhehlen, daß diese Verhandlungen nicht so zügig gelaufen sind, wie wir uns das gewünscht hatten. Wir dachten, daß wir schneller zum Zuge gekommen wären.“

Schweres Geschütz fuhr Ratsmitglied Ernst Weber (Freie Wählerschaft) auf: „Bad Honnef hat beim Erörterungstermin in Oberpleis einen Zusammenschluß mit Königswinter mit dem Hinweis abgelehnt, Strohhüte und Kurbetrieb paßten nicht zueinander. Vertragen sich dann die Aegidienberger Mistgabeln mit dem Honnefer Kurbetrieb?“ Zweifellos sehe auch Bad Honnef die Barriere, die Wald- und Naturschutzgebiet bilden. „Wir haben den Eindruck, daß die Badestadt eher nach Rheinbreitbach und Unkel sieht als nach uns.“ Es sei auch kein Grund für einen Zusammenschluß mit Honnef, daß viele Aegidienberger in Honnef ihre Arbeitsplätze hätten. „Mindestens so viele Aegidienberger arbeiten in Königswinter, mit dem wir bisher eine Verwaltungseinheit hatten.“
Für Verhandlungen auf Ratsebene setzte sich Gemeindevertreter Quink (Freie Wählerschaft) ein: „Wir wollen keine Gespräche von kleinen Kommissionen mehr.“ Er hielt die Idee des Oberkreisdirektors für richtig, im Zuge der kommunalen Neugliederung Stadt- und Landgemeinden zu verbinden. „Der Wald ist im übrigen keine Trennungslinie.“ Es gehe hier nicht darum, meinte auch Gemeindevertreter Albert Weber, das Trennende festzustellen, „vielmehr müssen wir geschickt operieren, um auf der Basis eines freiwilligen Gebietsänderungsvertrages das Beste für Aegidienberg zu erreichen. “ So gesehen, sei der Beschluß, auch mit Oberpleis und den Berggemeinden zu verhandeln, „taktisch goldrichtig“ gewesen. „Danach haben wir bei unserem letzten Gespräch in Bad Honnef überraschend offene Türen gefunden.“ Allerdings habe man bis heute weder von Bad Honnef noch von Oberpleis konkrete Zusagen, „die unseren Vorstellungen entsprechen. Wir sollten daher nach beiden Seiten weiter verhandeln.“

Auch Ratsmitglied Schmitt (SPD) war der Meinung, Aegidienberg solle sich den Weg nach Oberpleis offen halten, „Wir haben es gar nicht nötig, uns schon jetzt so einseitig an Bad Honnef zu binden.“

Ein eindeutiges Plädoyer für einen Zusammenschluß mit Bad Honnef waren dagegen die Ausführungen des Ratsmitgliedes Hambuch (CDU). Der Bad Honnefer Rat habe
sich einstimmig für eine Vereinigung ausgesprochen. „Auch die überwiegende Mehrheit unserer Bevölkerung wünscht ein Zusammengehen mit der Stadt am Rhein. Eine aufrichtige und ehrliche Partnerschaft finden wir am sichersten in Bad Honnef.“ Kein „Zick-Zack-Kurs“, sondern eine klare Entscheidung sei vonnöten, „wenn wir nicht in den Verdacht des Handelns kommen wollen“.

Bürgermeister Schmitz räumte ein, daß es sich Bad Honnef sicherlich nicht leicht mache. Selbst habe es eine Reihe schwieriger Aufgaben zu bewältigen, und mit einer Schnellzuwachsgemeinde wie Aegidienberg kämen weitere hinzu. „Wir müssen uns auch einmal in die Lage dieser Stadt versetzen.“
Nachdem der Aegidienberger Rat noch im Juni durch einen Beschluß seine Verhandlungsbereitschaft mit Honnef bekundet habe, brauche man nunmehr denselben Beschluß nicht noch einmal zu fassen, führten Bürgermeister Schmitz und Gemeindevertreter Brassel (CDU) aus. Bei einer Enthaltung akzeptierte die Gemeindevertretung diesen. Vorschlag. Es bleibt also bei einer Verhandlungsbereitschaft nach beiden Seiten — nach Oberpleis wie nach Bad Honnef. Gegenstand des nächsten Gespräches mit dem Honnefer Stadtrat sollen — wie es Brassel formulierte - die dem Honnefer Rat bereits zugestellten „Bedingungen Aegidienbergs“ sein.


15.08.1967
Honnefer Volkszeitung