Separatisten <<   |  Historisches  |  
Aegidienberg früher und heute

Geschichte und kommunale Verhältnisse. - Einst Honschaft von Honnef.
Folge 1


Aegidienberg früher und heute
Geschichte und kommunale Verhältnisse. - Einst Honschaft von Honnef.

Zur Zeit verhandeln der Stadtrat von Bad Honnef und die Gemeindevertretung von Aegidienberg über einen Anschluß Aegidienbergs an die Stadt Bad Honnef. Die Verhandlungen gehen zurück auf den sogenannten Kieras-Plan, in dem der Siegburger Oberkreisdirektor im Zuge einer kommunalen Neugliederung des Siegkreises die Eingliederung von Aegidienberg nach Bad Honnef vorgeschlagen hat. Allerdings ist dieser Vorschlag nichts Neues. Schon 1932 hatte der damalige
Siegkreis-Landrat Wessel in einer Denkschrift über eine Neuordnung der Amts- und Gemeindegrenzen im Siegkreis die Vereinigung von Aegidienberg mit Honnef angeregt. Diese Denkschrift kam aber 1933 nicht mehr zum Zuge, da die Nazis in Kreis und Gemeinden eine Veränderung der Amts- und Gemeindegrenzen ablehnten.

Um unsere Leser in der Frage der kommunalen Neuordnung zu unterrichten, geben wir in dieser und den nächsten Ausgaben einmal eine Uebersicht über das geschichtliche Werden von Aegidienberg und die heutigen Verhältnisse dort.

Aegidienberg, mundartlich Gilgenberg genannt, hieß einst Honnefer Rott (1349: Hunferode, 1555: Honfrod). Einwohner von Honnet haben vor vielen Jahrhunderten Aegidienbergs Wälder gerodet und sich dort angesiedelt. Aus der Siedlung entstand nach und nach die Ortschaft. Den Namen Aegidienberg erhielt sie von der dann errichteten Kapelle und der späteren Pfarrkirche, deren Patron der heilige Aegidius ist. Die Kapelle ist, wie Maaßen, Geschichte der Pfarreien des Dekanates Königswinter, meint, etwa um 1400 entstanden, Sie wich um 1820 herum dem
Neubau der jetzt noch vorhandenen Pfarrkirche.
Aegidienberg ist mit Honnef Jahrhunderte hindurch in kommunaler Hinsicht eng verbunden gewesen. Es war eine Honschaft der Gemeinde Honnef. Mehrmals im Laufe der Jahrhunderte wird es als Honschaft von Honnef erwähnt, so in einem Bericht von 1733 über die Dingstühle und Dörfer des Amtes Löwenberg, worin es u. a. hieß: „Honneff Hauptgericht, worunter Honnefrath (alias Gilgenberg) als Honschaft gehört .. .“

Aus der Zugehörigkeit zu Honnef ergab sich auch, daß Aegidienberg von den sieben Schöffen des Honnefer Hauptgerichts zwei stellte. In der Verwaltung der Honnefer Gemeindeangelegenheiten vertraten Geschworene, später Vorsteher genannt, die Interessen der Bürger. Jede Honschaft stellte einen, außer Aegidienberg, das zwei entsandte. Diese wirkten bei der Feststellung der Abgaben, der Abschätzung von Grundstücken und dergleichen mit.

Wann sich Aegidienberg von Honnef gelöst hat und eine eigene Zivilgemeinde geworden ist, ist nicht mehr bekannt. Vielleicht war es in der französisch-bergischen Zeit, vielleicht aber auch erst in den ersten Jahrzehnten der preußischen Herrschaft nach 1815.

Uebrigens hat es im Verhältnis Honnef-Aegidienberg auch schon einmal Schwierigkeiten gegeben. Im Dreißigjährigen Krieg waren die Bewohner des Amtes Löwenberg vom Kommando der Kogelschützen angewiesen, fleißig Tag- und Nachtwachen zu halten, um gegen Ueberfälle durch umherziehende Banden, marodierende Soldaten usw. gewappnet zu sein. Als Aegidienberg diese Pflicht einmal vernachlässigte, ist der Hauptmann Gotthardt Koch mit 30 Schützen nach Aegidienberg gezogen, um sie, wie er schreibt, „zu fleißiger Tag- und Nachtwache zu erinnern“.

Im Jahre 1665 wütete an vielen Orten im Rheinland die Pest, so auch in Aegidienberg. Sie forderte zahlreiche Opfer. Ende des Jahres 1666 war sie in Aegidienberg noch nicht ganz erloschen. Als die eidesfähigen Männer im Dezember 1666 nach Beuel gerufen wurden, um den Huldigungseid auf den neuen bergischen Herzog zu leisten, konnte aus Aegidienberg niemand kommen. Die Aegidienberger mußten deshalb den Eid später vor dem Amtmann nachholen.

Manchem unserer Leser sind die Vorgänge noch bekannt, die sich im Oktober/November 1923 im Rheinland abspielten, als die Rheinische Republik ausgerufen wurde und die von den Franzosen protegierten Sonderbündler (Separatisten genannt) versuchten, das ganze Rheinland (abgesehen von dem Brückenkopf Köln, der von den Engländern besetzt war) unter ihre Gewalt zu bringen. In der Nacht vom 12. zum 13. November 1923 waren sie auch in Honnef eingedrungen und hatten das Rathaus besetzt. In den folgenden Tagen versuchten sie Aegidienberg und dessen Hinterland zu „erobern“. Bei Ueberfällen (hauptsächlich in Hövel) kam ein Aegidienberger zu Tode. Ein weiterer wurde schwer verwundet.

Das war das Signal zum Widerstand. Schnell bildete sich ein Selbstschutz, der starken Zuzug aus den benachbarten Westerwalddörfern erhielt. Mehrere frühere Offiziere organisierten ihn. Er verhinderte das weitere Vordringen der Separatisten, mußte sich aber bald wieder auflösen, da die Franzosen vorübergehend in Aegidienberg einrückten, nach Waffen suchten und Verantwortliche für den Widerstand finden wollten. Bei den Kämpfen war eine Anzahl Separatisten ums Leben gekommen. Vierzehn davon liegen in einem Massengrab auf dem Neuen Friedhof in Aegidienberg, wohin sie umgebettet worden sind.

Die Franzosen haben bald eingesehen, daß sie mit dem zusammengelaufenen Gesindel der Separatisten („Rheinische Armee“ genannt) doch nicht zum Ziele kamen. Sie haben dann diese „Truppen“ kurze Zeit im Honnefer Kursaal konzentriert und schließlich in Richtung Koblenz „abtransportiert“.


01.01.1968
Honnefer Volkszeitung