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Aegidienberg früher und heute

Geschichte und kommunale Verhältnisse. - Einst Honschaft von Honnef.
Folge 2


Aegidienberg früher und heute
Geschichte und kommunale Verhältnisse. - Einst Honschaft von Honnef.
Bad Honnef, den 3. Januar 1968

Zur Zeit verhandeln der Stadtrat von Bad Honnef und die Gemeindevertretung von Aegidienberg über einen Anschluß Aegidienbergs an die Stadt Bad Honnef. Die Verhandlungen gehen zurück auf den sogenannten Kieras-Plan, in dem der
Siegburger Oberkreisdirektor im Zuge einer kommunalen Neugliederung des Siegkreises die Eingliederung von Aegidienberg nach Bad Honnef vorgeschlagen hat. Allerdings ist dieser Vorschlag nichts Neues. Schon 1932 hatte der damalige Siegkreis-Landrat Wessel in einer Denkschrift über eine Neuordnung der Amts- und Gemeindegrenzen im Siegkreis die Vereinigung von Aegidienberg mit Honnef angeregt. Diese Denkschrift kam aber 1933 nicht mehr zum Zuge, da die Nazis in Kreis und Gemeinden eine Veränderung der Amts- und Gemeindegrenzen ablehnten.
Um unsere Leser in der Frage der kommunalen Neuordnung zu unterrichten, geben wir in dieser und den nächsten Ausgaben einmal eine Uebersicht über das geschichtliche Werden von Aegidienberg und die heutigen Verhältnisse dort.

II.

Aegidienberg heute: Das Gemeindegebiet von Aegidienberg ist 18,94 qkm groß. Das Stadtgebiet von Honnef hat einen Flächeninhalt von 29,17 qkm. Aegidienberg ist also flächenmäßig rund zwei Drittel so groß wie Honnef.

Die Gemeinde Aegidienberg wird begrenzt von den Gemeinden Ittenbach, Oberpleis, Bad Honnef, Rheinbreitbach sowie den Gemeinden Rederscheid, Windhagen und Elsaff des Amtes Asbach.

Die Gemeinden Aegidienberg und Ittenbach bilden gegenwärtig noch zusammen das Amt Königswinter-Land. Amtsbürgermeister ist zur Zeit der Aegidienberger Bürger Josef Brassel.

Die Gemeindevertretung von Aegidienberg besteht aus 19 Personen, Ihr Vorsitzender mit der Bezeichnung „Bürgermeister“ ist Peter Schmitz. Zehn Mitglieder der Gemeindevertretung gehören der CDU an, vier der SPD, vier einer freien Wählervereinigung und eines der FDP an.

Die Verwaltungsgeschäfte des Amtes und der beiden Gemeinden führt der Stadtdirektor von Königswinter in Personalunion. Er ist zugleich Amtsdirektor und Gemeindedirektor der beiden Gemeinden.

In Aegidienberg, Aegidiusplatz Nr. 28, besteht ein Gemeindebüro als Außenstelle der Amtsverwaltung Königswinter-Land. Es werden hier Anträge aufgenommen, Feststellungen getroffen, Lebens- und Wohnsitzbescheinigungen usw. erteilt. Das Gemeindebüro will den Bürgern in kleineren Angelegenheiten den weiten Weg zur Amtsverwaltung in Königswinter ersparen. Alle anderen Angelegenheiten müssen die Bürger in Königswinter im Gebäude der Stadtverwaltung erledigen, insbesondere auch Anmeldungen von Geburten und Todesfällen. Auch das Aufgebot für die Eheschließung und die anschließende bürgerliche Trauung finden in Königswinter statt.

Der Aegidienberger Gemeindewald, das größte Vermögensstück der Gemeinde, ist heute rund 2147 Morgen groß.

Einst gehörte dieser Wald zum Honnefer Gemeindewald, da Aegidienberg ja eine Honschaft von Honnef war. Die Aegidienberger nutzten ihn wie die anderen Honnefer. Das sagt auch ein Bericht aus dem Jahre 1555, in dem es heißt: „Die van Gilgenberg gebrauchen der Honffer Gemark, so vil die Vehedrifft, notturftigen brant belangt, gleich den anderen Honffer."
Als Aegidienberg eine selbständige Gemeinde geworden war, wurde der Wald zwischen Honnef und Aegidienberg aufgeteilt. Aegidienberg erhielt 2400 Morgen, Honnef blieben 2600 Morgen. Das muß um 1840 herum geschehen sein.
Der Aegidienberger Gemeindewald wird von einem eigenen Gemeindeförster betreut. Dieser ist übrigens der einzige Beamte der Gemeinde. Leider arbeitet auch der Aegidienberger Gemeindewald wegen der gesunkenen Holzpreise mit Unterbilanz.
Bei der Volkszählung am 6. 6. 1961 wurden die Einwohner noch nach den früheren 13 Ortschaften der Gemeinde gezählt. Dabei ergab sich:
Aegidienberg mit Siefenhoven 586 Einwohner
Hövel und Efferoth 596 Einwohner
Brüngsberg 178 Einwohner
Retscheid 38 Einwohner
Himberg mit Höhe, Neichen und Wintersberg 408 Einwohner
Rottbitze 287 Einwohner
Orscheid 189 Einwohner
Wülscheid 242 Einwohner
Zusammen 2524 Einwohner

Seit Ende 1961 werden diese Zahlen nicht mehr getrennt ermittelt. Durch die Errichtung zahlreicher neuer und schöner Häuser sind die früheren Ortschaften näher zusammengerückt.

Deshalb hat man die Bezeichnung der einzelnen Ortschaften offiziell fortfallen lassen. Es wird amtlich nur noch die einheitliche Bezeichnung „Aegidienberg“ geführt. Alle Gemeinde-Straßen und -Wege erhielten aber Namen und entsprechende Schilder, so daß man jetzt z B. an einen Einwohner im früheren Himberg adressieren muß: „Herrn... in Aegidienberg, Himberger Straße 46.

Inzwischen ist die Einwohnerzahl erheblich gestiegen. Am 31. 10. 1967 waren mit erstem Wohnsitz amtlich gemeldet 3220 Personen. Rechnet man die Einwohner, die in Aegidienberg nur ihren zweiten Wohnsitz haben (die also ihren Hauptwohnsitz an ihrem Geschäftssitz o. ä. haben), hinzu, so sind es sogar 3437 Personen.

Prominentester Einwohner ist wohl der Bundesratsminister Professor Carlo Schmid, der an der Paul-Keller-Straße wohnt.

An Steuereinnahmen erwartet die Gemeinde nach dem Haushaltsplan 1967:
Gewerbesteuer vom Ertrag u. Kapital DM 380.000
Grundsteuer A (Landwirtsch.) DM 10.000
Grundsteuer B (Häuser und Grundst.) DM 69.000

Als Mittelpunktschule besteht in Aegidienberg, Aegidiusplatz 10, die Kath. Volksschule. In Orscheid, Im Heidchen 2—4, befindet sich außerdem für das 1. bis 4. Schuljahr eine einklassige Grundschule. Weiterführende Schulen sind in Aegidienberg nicht vorhanden. Kinder, die solche besuchen wollen, fahren zum Gymnasium nach Bad Honnef, dem Mädchengymnasium in Königswinter oder den Realschulen in Bad Honnef und Königswinter.


03.01.1968
Honnefer Volkszeitung