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75 Jahre Spar- und Darlehnskasse Aegidienberg

Im Dienste der Heimat
Morgen Sonntag Jubiläumsfeier — Selbsthilfewillen nie erlahmt


75 Jahre Spar- und Darlehnskasse Aegidienberg

Im Dienste der Heimat

Morgen Sonntag Jubiläumsfeier — Selbsthilfewillen nie erlahmt

75 Jahre sind vergangen, seitdem am 10. Januar 1898 in Aegidienberg auf Anregung von 50 einheimischen Bürgern und unter Mitwirkung des Rheinischen Bauernvereins zu Köln mit der „Aegidienberger Spar- und Darlehnsverein GmbH" eine dorfeigene Kasse als genossenschaftliche Selbsthilfeeinrichtung gegründet wurde. Das war die Geburtsstunde der heutigen Spar- und Darlehnskasse. Am morgigen Sonntag, 20. Mai. wird dieser Geburtstag festlich begangen. Das Institut das nun also schon auf eine 75jährige Tätigkeit im Dienste der heimischen Bevölkerung und ihrer Wirtschaft zurückblicken kann, hat für 17 Uhr zu einer Jubiläumsfeier in den Saal Alfred
Dahm eingeladen. Im Rahmen dieser Feier, die vom Kammerorchester Oberpleis (Leitung: Kurt Wirtz), vom MGV "Liederkranz” Aegidienberg unter der Stabführung von Rolf Beitzel und vom Aegidienberger Kirchenchor „Cäcilia” (Leitung Willi Hülder) musikalisch gestaltet wird. werden verdiente Jubilare und Mitglieder geehrt. Weitere Höhepunkte sind ein Rückblick auf "75 Jahre Werden und Wirken der Spar- und Darlehnskasse Aegidienberg”, ein Festvortrag und die Ansprachen der Ehregeäste, ein geselliges Beisammensein mit Tanz schließst sich an. Durch die Veranstaltung führt Rudi Röttgen.

Mit dieser Jubiläumsfeier finden 75 Jahre genossenschaftliche Arbeit im Dienste der heimischen Bevölkerung ihre Krönung. Es ist nicht möglich, hier alles aufzuführen, was die Spar- und Darlehnskasse zum Wohle Aegidienbergs geleistet hat. Das würde sicherlich ein interessantes Spiegelbild ihrer bewegten Geschichte ergeben. Der vorbildliche Einsatz vieler Persönlichkeiten sowie das treue Zusammenhalten der Bevölkerung in der Genossenschaft waren eine der wichtigsten Voraussetzungen auf dem Wege zum Erfolg. Die Dankbarkeit gegenüber den Mitgliedern, die durch ihren Einsatz Werden und Wachsen der Genossenschaft erst ermöglichten, sollte Ansporn sein, im gemeinsamen Vertrauen das Werk fortzuführen.

Die Genossenschaft verdankt ihre Entstehung einer Gruppe weitschauender Persönlichkeiten, an ihrer Spitze Pfarrer Becks und Hauptlehrer Steitz, die 1898 die Idee Wilhelm Raiffeisens aufgriffen und in die Tat umsetzten. Die Leitung der Kasse wurde als erstem Vorsitzenden Pfarrer Becks übertragen. Der erste Rendant war Hauptlehrer Adam Steitz, der dieses Amt 14 Jahre lang, bis 1912, betreute.

Zweifellos haben die siebeneinhalb Jahrzehnte des Bestehens der Spar- und Darlehnskasse Aegidienberg die Tragfähigkeit dieses Fundaments überzeugend unter Beweis gestellt. Auch die übergroßen Schwierigkeiten, denen sich die Kasse infolge der beiden Weltkriege und der damit verbundenen wirtschaftlichen Verhältnisse gegenübersah, vermochten den Selbsthilfewillen und die Selbsthilfekraft nicht zu lähmen. Immer fanden sich in Aegidienberg Männer zusammen, die sich rückhaltlos in den Dienst der Sache stellten, und zwar sowohl in den Organen als auch in der Geschäftsführung des Instituts. Ihnen und dem treuen Zusammenhalt der Mitglieder war und ist es zu danken, daß die Kasse so manche Existenz durch die Bereitstellung finanzieller Mittel gründen und sichern helfen konnte.

Zum Erfolg beigetragen

Wenn man nach 75 Jahren Spar- und Darlehnskasse rückblickend feststellt, was geschaffen worden ist, dann muß man einen besonderen Dank den Männern und Frauen abstatten, die zum Erfolg beigetragen haben. Den wachsenden Erfolg ihrer Arbeit verdankt die Kasse in erster Linie den Persönlichkeiten, die in Organen und Geschäftsführung sich vorbehaltlos einsetzten, Einige von ihnen seien hier genannt:

Die Vorsitzenden:
Pfarrer Becks von 1898 bis 1898,
Leonhard Küpper von 1898 bis 1912,
Phil. Brassel von 1912 bis 1930,
Josef Hückeswagen von 1930 bis 1943,
Anton Efferoth von 1943 bis 1946,
Wilhelm Buchholz von 1946 bis 1968,
Philipp Küpper von 1968 bis heute.

Die Geschäftsführer:
Hauptlehrer Adam Steitz von 1898 bis 1912,
Leonhard Küpper von 1912 bis 1920,
Anton Roßbach von 1920 bis 1925,
Peter Klein von 1925 bis 1927,
Heinrich Schlimbach von 1927 bis 1953,
Johann Klein von 1953 bis heute.

Die stetig steigende Mitgliederzahl, die sich von 1898 mit damals 50 auf heute 532 Mitgliedern erhöht hat, ist sicherlich ein trefflicher Beweis des Vertrauens, das sich die Kasse in steigendem Maße erwerben konnte. Die Aufwärtsentwicklung in 75 Jahren läßt sich aber auch aus folgenden Zahlen recht eindrucksvoll ablesen:
So sind die Einlagen von 67.600 Mark (1898) auf jetzt 5.800.000 DM angestiegen, der Umsatz von 131.800 Mark auf 80.400.000 DM und die Bilanzsumme von 69.500 Mark auf jetzt 8.400.600 DM. Diese wenigen Zahlen können den Dienst, den die Spar- und Darlehnskasse Aegidienberg ihren Mlitgliedern in einem dreiviertel Jahrhundert erwiesen hat, natürlich nur andeuten. "Immer aber", so heißt es in der kleinen Jubiläumsschrift, welche die Kasse anläßlich ihres 75jährigen Bestehens veröffentlicht hat, "stand der Mensch im Vordergrund unserer Bemühungen."

Ausblick

Die bewußt schlicht gehaltene Schrift schließt mit einem Ausblick: „Wenn wir vorausschauend die Frage stellen, was die Zukunft von uns fordert, dann liegt es bei uns, an dem genossenschaftlichen Werk, das sich in 7 1/2 Jahrzehnten bewährt hat, weiter zu bauen und es im alten Geist zu fördern und zu stärken. Am 11. März 1968 wurde unser neues Bankgebäude eröffnet, dessen Neubau wir dank des Vertrauens, das uns entgegengebracht wurde, verwirklichen konnten. Damit haben wir den Erfordernissen eines modernen und geregelten Bankbetriebes Rechnung getragen. Denn ohne Zweifel ist in unserer Zeit und auch in der Zukunft der Wille zur Selbsthilfe und zur Selbstverwaltung von besonderer Bedeutung."


20.05.1973
Honnefer Volkszeitung