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Ursprüngliche Substanz ging völlig verloren St. Aegidius in Aegidienberg

In mehrjähriger Arbeit hat der Landschaftsverband Rheinland eine mehr als 300 Seiten starke Broschüre über die denkmalswerten Kirche des ehemaligen Rhein-Sieg-Kreises verfaßt und kürzlich veröffentlicht.


Artikel aus der Bonner Rundschau vom 04. Januar 1978

Ursprüngliche Substanz ging völlig verloren St. Aegidius in Aegidienberg

VON GÜNTHER STEEG

Aegidienberg. In mehrjähriger Arbeit hat der Landschaftsverband Rheinland eine mehr als 300 Seiten starke Broschüre über die denkmalswerten Kirche des ehemaligen Rhein-Sieg-Kreises verfaßt und kürzlich veröffentlicht. Über diese Neuerscheinung hat die Rundschau bereits ausführlich berichtet. In diesem Buch werden insgesamt 43 Kirchen beschrieben. In loser Folge wird die Rundschau die in ihrem Verbreitungsgebiet befindlichen Kirchen vorstellen. Heute St. Aegidius in Aegidienberg.
Die katholische Pfarrgemeinde Aegidienberg, die aus einer Filiale von Honnef hervorgegangen ist, besaß bis 1824 eine kleine romanische Kirche aus dem 12. bis 13 Jahrhundert. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts reichte das alte Gebäude für die wachsende Zahl der Einwohner nicht mehr aus. Nachdem der Bauzustand ohnehin schlecht und die Einrichtung veraltert und morsch war, beschloß der Kirchenvorstand, einen Neubau zu errichten. Noch im selben Jahre wurde mit dem Bau begonnen der drei Jahre später, 1827, vollendet wurde.
Im Jahre 1860 ließ die Pfarrgemeinde einen neuen Außenanstrich ausführen. 1863 folgte eine Renovierung des Chores. Und bereits 1878 war auch das Innere der Kirche bereits renoviert. Auch neue sakrale Gegenstände wurden angeschafft.
Anfang der neunziger Jahre wurden dem mittelalterlichen Turm massive Dreiecksgiebeln aufgesetzt. Knapp 100 Jahre nach der Errichtung erfuhr das Gebäude 1923 eine Vergrößerung durch den Anbau zweier Seitenschiffe, eine entscheidende Veränderung. Danach fanden bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges keine größeren Bautätigkeiten mehr statt.
Schwere Kriegszerstörungen an Dach und Turmhelm konnten 1947 notdürftig ausgebessert und die Fenster mit farblosem Kathedralglas geschlossen werden. 1953 folgte die Beseitigung der restlichen Kriegsschäden. Doch an der Kirche wurde immer weiter neu- oder umgebaut bis 1961.
Die Kirche St. Aegidius liegt in topografisch und städtebaulich herrlicher Landschaft auf einer Anhöhe an der östlichen Stirnseite des alten rechteckigen Marktplatzes. Somit ist die Kirche weithin sichtbar. Die Kirche ist von verschiedenen Seiten zu betreten, der Haupteingang führt durch das Westportal. Der Kirchensaal weist bei einer lichten Breite von fast elf Meter und einer Länge von ungefähr 17 Meter eine Höhe von gut sechs Meter auf.
Von der ursprünglichen Bemalung sind heute keine Spuren mehr erhalten. Auch von den im frühen 19. Jahrhundert angefertigten Ausstattungsgegenständen blieb nichts erhalten. Der Taufstein stammt aus romanischer Zeit. Der spätbarocke Altar und die Kanzel wurden erst später in die Kirche gebracht. Der Turm wirkt trotz seiner Erhöhung zum Kirchenbau auch heute noch zu niedrig. Turm und Außenwände präsentieren sich heute dem Betrachter in weißer Farbe.
Der Landeskonservator äußerte sich enttäuscht darüber, daß trotz aller Bemühungen bei Um- und Erweiterungsarbeiten die ursprüngliche Substanz des Kirchengebäudes verloren gegangen ist.


04.01.1978
Bonner Rundschau