Die Schlacht im Siebengebirge
Über die Selbstbefreiung der Bürgerschaft von Honnef, Aegidienberg usw. von den Separatisten veröffentlicht die Köln. Volksztg. noch eine Schilderung, aus der zu entnehmen ist, daß es in der Nacht vom 15. zum 16. November zwischen Honnef und Aegidienberg zu einer förmlichen Schlacht kam, an der auf Seiten der Bewohnerschaft mehr als zehntausend Personen beteiligt waren. Der Bericht, der im einzelnen zeigt, wie furchtbar die Lage im Siebengebirge war, lautet:
Honnef, 19. Nov. In der Nacht vom 12. zum 13. ds. Mts. besetzten in anfänglicher Stärke von etwa 400 Mann Separatisten das hiesige Rathaus, das Kurhaus und einige andere öffentliche Lokale. Ein Widerstand war nirgends geleistet worden. Durch Anschläge wurde, wie üblich, von der neuen Regierung Arbeit und Brot usw. der Bevölkerung versprochen. Mit der Einlösung des Versprechens wurde sofort in der Weise begonnen, daß Requisitionen, Plünderungen, Raub und Diebstahl in uneingeschränkter Weise einsezten. Als hiergegen langsam ein Widerstand in der Bürgerschaft entstand, wurde wüster Terror angewendet. Auf den von der neuen Regierung verhängten Belagerungszustand folgte der verschärfte Belagerungszustand und kein Bürger konnte die Straße passieren, ohne daß er nicht an jeder Straßenecke sich eine Durchsuchung gefallen lassen mußte.
Inzwischen war die benachbarte Stadt Linz von gleichen Horden befreit worden. Honnef erhielt infolgedessen den Zuzug der dort freigewordenen "Kräfte". Auf diese Weise war es bis zum 15. abends zu einer Ansammlung von einer nach Tausenden zählenden Menge von Separatisten gekommen.
Die heranwachsende Gefahr reifte schnell den Entschluß der Bürgerschaft zur Selbstbefreiung. Zwischen Honnef und Aegidienberg organisierte sich der Widerstand. Der erste Zusammenstoß erfolgte überraschend schnell. Die Absicht der Banden, in der Nacht vom 15. zum 16. Requisitionen großen Umfanges in Aegidienberg und weiter im Westerwald unter Benutzung gestohlener Lastkraftwagen abzuhalten, wurde bekannt. Diese Kraftwagen wurden nachts im Schmelztal hinter Honnef von den organisierten Abwehrmannschaften durch gefällte Bäume angehalten. Die Räuber, etwa 100 Mann, wurden angegriffen. Es kam zu einer regelrechten Schlacht, deren Anfang für die Räuberbande überaus blutig verlief. Bald waren auf beiden Seiten tausende Kämpfer zur Stelle. Die Überlegenheit war dauernd auf Seiten des Selbstschutzes. Die Separatisten haben sich zuletzt, zuverlässigen Schätzungen zufolge, einer Übermacht von rund zehntausend Mann gegenüber gesehen, die von nah und fern aus den Gegenden des ganzen Westerwaldes aus Siegburg bis Hennef, zusammengeströmt waren. Der Kampf dauerte bis zum folgenden Morgen.
Die Separatisten waren daran, in die Stadt zurückzuweichen, wo zweifellos eine furchtbare Abrechnung mit ihnen stattgefunden hätte, als Marokkaner mit ihren Offizieren in der Stadt erschienen. Die Separatisten hatten das Gerücht verbreitet, daß Franzosen im Anmarsch seien, um ihnen Hilfe zu bringen. Aus dieser Hilfe wurde jedoch nichts. Vielmehr schritten die Franzosen sofort zur Entwaffung der Separatisten, indem sie dieselben in ihre Quartiere zusammentrieben und sie dort einschlossen, soweit sie nicht noch in der "Front" standen.
Die einzelnen Taten der Separatisten hierorts sind so zahlreich, daß für ihre Schilderung hier kein Raum sein kann. Unerwähnt soll aber nicht bleiben, daß Teilnehmer der Banden in die Schule eindrangen und einen dort unterrichtenden katholischen Geistlichen von den Kindern mit Erschießen bedrohten, weil er sich unfreundlich benommen haben soll. Infolge des Schreiens der Kinder ließen die Burschen ab, überfielen aber in der Nacht die Wohnung des Geistlichen und zogen ihn unbekleidet auf die Straße, wo sie ihn verprügelten und verhafteten, ihm außerdem die Wohnung demolierten.
MTB Königswinter, 22 Nov. Die Separatisten halten das Königswinterer Rathaus noch besetzt; die Post ist bis auf einen Mann geräumt worden. Gemäß Bescheid der französischen Besatzungsbehörde steht den Sonderbündlern keinerlei polizeiliche Gewalt mehr zu. Die Königswinterer Polizei wurde von der Besatzung in ihre Rechte wieder eingesetzt.