Das Café am Rande der Galaxis

Administrator (admin) on 05.03.2024

Astrophysiker aus Aegidienberg unternimmt mit zahlreichen Interessierten eine Reise in die faszinierende Sternenwelt

Das Café am Rande der Galaxis

Astrophysiker aus Aegidienberg unternimmt mit zahlreichen Interessierten eine Reise in die faszinierende Sternenwelt

Von Gabriela Quarg

AEGIDIENBERG. | Der Blick in den Sternenhimmel fasziniert die Menschheit seit Anbeginn. Man möchte verstehen, was sich dort, Lichtjahre von der Erde entfernt, abspielt, was Dunkle Materie oder eine Supernova ist. Doch auch wenn die Forschung bereits etliche Geheimnisse lüften konnte, für Nicht-Wissenschaftler ist vieles, was Astrophysiker zu erklären versuchen, nur schwer zu begreifen. Das möchte Thorsten Lisker ändern: Jetzt hat der Astrophysiker aus Bad Honnef mit zahlreichen Interessierten eine Reise in die faszinierende Welt der Galaxien unternommen – jenseits eines Hörsaals und ganz ohne trockene Vortragsatmosphäre, sondern im gemütlichen Kaffeehausambiente. Dafür hat sich das Café Schlimbach in Aegidienberg in ein „Café am Rande der Galaxis“ verwandelt.

Bereits zum vierten Mal hatten Lisker und Café-Inhaberin Heike Schlimbach zu einem solch „himmlischen“ Ausflug eingeladen, zum zweiten Mal unter dem Namen „Café am Rande der Galaxis“. Warum Aegidienberg zum Rand der Galaxis wird, ist schnell erklärt: „Thorsten Lisker war Gast in meinem Café und wir sind ins Gespräch über die Sterne gekommen“, berichtet Schlimbach. Aus dem Geistesblitz, Wissbegierigen spannende astronomische Themen näherzubringen, ist eine Idee mit großer Resonanz geworden: Am Wochenende war das Café am Rande der Galaxis wie schon im Januar an beiden Tagen ausgebucht.

„Ich möchte den Zuhörern vermitteln, dass man Astronomie begreifen kann“, sagt Lisker. Er sei selber oftmals schon gefragt worden, ob er sich wirklich vorstellen könne, wie groß beispielsweise eine Entfernung ist, die in Lichtjahre gemessen wird. Doch das kann auch der Astrophysiker nicht, denn menschliche Vorstellungskraft gerät angesichts solcher Dimensionen an ihre Grenzen. „Man kann sich aber im Kopf Brücken bauen, zu dem, was man kennt, und so die reale Welt zusammenführen mit der Welt da oben am Himmel.“

Um zu veranschaulichen, was alles in einer Galaxie geschieht, unternahm er mit den Gästen eine bildliche Reise durch das Sternenleben. Dabei wurden Gemälde der Künstlerin Hanna Matusiak, die das Hier und Jetzt auf der Erde zeigen, Aufnahmen von Galaxien gegenüberstellt. So sollte beispielsweise das Bild einer Küchenszene das Geschehen bei der Geburt neuer Sterne veranschaulichen, das Gemälde von einem Mädchen, das mit Fingerfarbe malt, stand für die Fähigkeit junger Sterne, mit ihrem hellen Licht Gasnebel zum Leuchten zu bringen und so Farbe ins Universum zu zaubern. Das Bild eines bunten Treibens am Bonner Sterntor wiederum hatte Lisker sinnbildlich für die Bewegungen von Sternhaufen, sprich von Ansammlungen junger Sterne, durch den Orbit ausgewählt. „Jeder hat seine eigene Bahn, mal kommen sie sich näher und treffen sich, dann trennen sie sich wieder.“

Auch für die unterschiedliche Größe der Galaxien gab es „irdische“ Bilder im Vergleich zu himmlischen Aufnahmen: So zum Beispiel ein Gemälde von Bonn, stellvertretend für unsere Milchstraße, die nicht zu den ganz großen Orten auf der astronomischen Landkarte zählt, im Vergleich zu New York, das ebenso eine „Metropole“ ist, wie die riesige Sombrero-Galaxie mit mehreren Billionen Sternen.

Nach der Reise durch die Galaxien gab es noch einen kurzen Abstecher zur europäischen Südsternwarte nach Chile: Lisker berichtet von seiner spannenden Tätigkeit in der astrophysikalischen Forschung und veranschaulicht, weshalb große Observatorien an entlegenen Orten dafür errichtet werden.

Ein Blick in die Sterne durchs Teleskop rundete den himmlischen Ausflug ab. Eine Wiederholung ist bereits fest geplant. Allerdings wird das „Café am Rande der Galaxis“ erst im Winterhalbjahr wieder öffnen, wenn die Tage wieder kürzer werden und Sternenbeobachtungen auch in den frühen Abendstunden möglich sind.

Thorsten Lisker - Ein Manager der Wissenschaft

Thorsten Lisker bezeichnet sich selbst am liebsten als Wissenschaftsmanager. Seit Januar 2023 ist der Aegidienberger als Wissenschaftsmanager für die Exzellenzstrategie und die Programmförderung bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in Bonn tätig.

Zuvor war er mehr als vier Jahre beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), ebenfalls in Bonn, Teamleiter und wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR. Nach seiner Promotion an der Universität Basel, die er 2007 beendete, war er anschließend elf Jahre an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg tätig, bevor es ihn ins Rheinland verschlug. qm

Quelle: General-Anzeiger-Bonn vom 05.03.2024

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